Lässt sich Liebe in Zahlen ausdrücken? Kann man zuverlässig vorhersagen, ob eine Beziehung scheitert? Die Antworten erstaunen. Vor kurzem habe ich über die Liebe und das Verliebt-Sein geschrieben. Dazu habe ich viele Mails und Fragen von Menschen erhalten, die bereits in Beziehungen sind. Danke schon mal für eure Rückmeldungen! Viele von euch, die in einer Partnerschaft leben, stellen sich entweder die Frage, wie diese Beziehung glücklich bleiben kann, oder wie sie wieder glücklich werden können. Ich habe für euch die wichtigsten Antworten, die die Wissenschaft liefert, zusammengefasst.

Ob und wann eine Beziehung scheitert, lässt sich vorhersagen

Die Liebe ist unberechenbar, oder? Keiner kann voraussagen, ob und wann eine Beziehung scheitert? Wer so denkt, liegt falsch. Mittlerweile lässt sich mit den richtigen Untersuchungsmethoden mit mehr als 90-prozentiger Verlässlichkeit voraussagen, welches Paar sich trennt und sogar wann die Beziehung scheitert!

Der Mann, der diese Fähigkeit zur Vorhersage besitzt, heißt John Gottman und ist Beziehungsforscher. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Liebe mit den Mitteln der Mathematik messbar zu machen. Und es ist ihm gelungen. Um zu untersuchen, wie die Streitkultur von Paaren ist, lud er Beziehungspartner in sein Labor ein und bat sie, 15 Minuten über ein heikles Thema zu sprechen. Während der Diskussion maß er verschieden Biofaktoren wie den Herzschlag und die Atemfrequenz. Und in diesen physiologischen Daten fand er die Antwort auf seine Frage, was glückliche von unglücklichen Paaren unterscheidet.

Die Gottman Formel 5:1

Wenn sich ein Paar streitet und während der Auseinandersetzung gleich viele positive wie negative Momente erlebt, klingt das zunächst nicht dramatisch, oder? Ist es aber. 

Wir erleben negative Erfahrungen viel stärker als positive. Und das macht evolutionstechnisch auch Sinn, schließlich hat eine Bedrohung für unser Leben höchste Priorität, während unsere Freuden für unser Überleben weniger wichtig sind. Gottman fand heraus, dass Paare, die nach drei Jahren noch glücklich zusammenlebten, eine wichtige Fähigkeit besaßen: Sie waren in der Lage, entspannt zu diskutieren. Während des „Streits“ erlebten sie positive zu negativen Momenten mindestens im Verhältnis 5:1, sprich fünf gute Momente kamen auf eine negative Erfahrung.

Die Paare, die sich spätestens drei Jahre nach der Untersuchung bereits getrennt hatten, lagen hingegen unter diesem 5:1 Verhältnis. Und sie konnten nicht entspannt diskutieren. Auch wenn sie von außen ruhig wirkten, wurde ihr Pulsschlag schneller und die Atemfrequenz stieg an. Ihr Körper reagierte wie bei einer Bedrohung von außen.

Diese Gespräche verliefen meist so: Die Aussage des Partners wurde als Anschuldigung und Angriff interpretiert und der Partner begab sich in eine Verteidigungshaltung. Man rechtfertigte sich und schürte damit den Konflikt. Darauf folgt meist ein „Mauern“, ein Partner zog sich emotional zurück. Wir verschränken in so einem Fall die Arme, schalten auf Durchzug und schauen unserem Partner nicht mehr in die Augen. Das wirkt wie Desinteresse und macht wütend, ein Teufelskreis. Doch was können wir nun dagegen unternehmen?

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Es ist ein Allheilmittel und nimmt den Druck aus fast jeder Situation: Humor. Gemeinsam zu lachen entspannt und sorgt für eine Verbindung zwischen uns. „Wohlwollender Humor hat eine geradezu magische Wirkung“, so Gottman laut eines Interviews der „Welt am Sonntag“ mit dem Psychologen.

Genauso wichtig sei seiner Meinung nach die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, sprich dem Reflex zu wiederstehen, sich zu verteidigen und sofort zurückzuschießen. Diese Fähigkeit zur Selbstreflexion lässt sich natürlich nicht in Stress-Situation einfach abrufen, sondern sollte zuvor in Alltagssituationen trainiert werden. Wer mehr darüber wissen möchte, dem sei das Kapitel „Training macht den Meister“ sowie die folgenden Kapitel meines Buches empfohlen. Mit etwas Übung kannst du mit deinen Reaktionen hervorragend umgehen.

Für den Anfang reicht es auch, eine schnippische Antwort herunterzuschlucken, zunächst ein paar Mal tief durchzuatmen und trotz einer aufkommenden Wut Verständnis für die Sichtweise des Partners zu entwickeln und zu signalisieren. Die Liebe ist vielleicht berechenbar, dein Partner wird dich trotzdem immer wieder überraschen.