Warum und wie uns diese Unterscheidung glücklich macht
Wir alle sind bestrebt, unser Leben und unsere Umwelt inklusive unserer Mitmenschen ständig zu unserem Vorteil zu optimieren. Dieses Streben steckt wie der Heißhunger auf Süßes in uns, und unsere Emotionen – Wut wie auch Begeisterung – spornen uns an, dieses Ziel zu verfolgen. Wir ärgern uns über Zustände, Dinge und Handlungen, die wir als negativ empfinden. Dazu gehört der unfreundliche Nachbar ebenso wie das Wetter.
Die Niederlage unseres Lieblingsvereins macht uns genauso zu schaffen wie ein ungelöstes Problem, das wir vor uns herschieben. Und damit wären wir beim springenden Punkt: Unsere Emotionen treiben uns an. Ärger soll uns motivieren, auf die Situation Einfluss zu nehmen und sie für uns zu verbessern.
Unsere Emotionen unterscheiden nur leider nicht zwischen den Dingen, die wir beeinflussen können, und denen, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen. Nehmen wir das Wetter: Wir können uns prächtig darüber aufregen, ändern wird sich das Wetter dadurch nicht. Auch der Computer, der sich mal wieder aufgehängt hat und uns in den Wahnsinn treibt, arbeitet nicht schneller, wenn wir fluchen und schimpfen. Bei unseren Mitmenschen, deren Verhalten wir ändern möchten, mag ein aggressives Auftreten je nach Situation noch nützlich sein; Materie lässt sich dadurch nicht beeinflussen. Und auch im Hinblick auf unsere Mitmenschen ist ein Wutausbruch nicht immer die beste Lösung. Der langsame Fahrer, der gemütlich auf der Landstraße vor uns her zuppelt, treibt unseren Adrenalinspiegel in die Höhe, wenn wir es eilig haben. Durch einen Wutausbruch verbessern wir jedoch keinesfall dauerhaft unsere Situation. Der Fahrer im Wagen vor uns bekommt von unserem Ärger entweder nichts mit oder wird noch mehr verunsichert.
Was bringt uns unsere Wut somit? Unsere instinktive Reaktion führt nicht dazu, dass wir unsere Situation verbessern.
Die negativen Gefühle, ob ausgelebt oder unterdrückt, schaden unserem Körper. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass häufig empfundene Wut Krankheiten hervorrufen kann, vergleichbar mit ständiger Belastung durch Stress. Als beobachtete Gesundheitsfolgen werden unter anderem erhöhter Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, erhöhtes Herzinfarktrisiko und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems genannt. Auch das ständige Ausleben von Aggressionen reduziert das Risiko nicht. Im Gegenteil, es nimmt sogar zu. Denn Ärger steigert die Produktion von Adrenalin und Noradrenalin, den sogenannten Stresshormonen.
Die Vorstellung, dass „Dampf ablassen“ hilft, ist somit falsch. Und es kommt noch schlimmer: Reagieren wir wiederholt mit Wutausbrüchen, sind die Folgen noch weitreichender. Denn je häufiger ein System in unserem Gehirn benutzt wird, desto stärker wird es „ausgebaut“. Das ist wie bei einer Abkürzung auf einem Wanderweg. Je häufiger die Abkürzung benutzt wird, desto ausgetretener ist sie, und desto mehr Menschen folgen wiederum auch diesem Weg. Wir trainieren somit unsere Wut und unseren Ärger. Menschen, die sehr häufig schlechte Gefühle haben, empfinden diese Gefühle sogar sehr viel intensiver als glückliche Menschen.
Daher ist dies einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu mehr Lebenszufriedenheit: zu erkennen, auf welche Ereignisse wir Einfluss nehmen können und uns darin zu üben, den Rest getrost an uns vorbei ziehen zu lassen.
Oder wie es das Gelassenheitsgebet, das dem Theologen Reinhold Niebuhr zugeschrieben wird, zusammenfasst:
Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut,
Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.
Reinhold Niebuhr
Wenn sich deine Freundin oder dein Freund bei nächster Gelegenheit maßlos über die Politik oder Verkehrslage aufregt, stimm nicht mit ein, sondern lenke das Gespräch gleich in erfreulichere Bahnen. Wie du noch dazu in stressigen Situationen deinen negativen Emotionen wie Ärger und Wut keinen Nährboden bietest, sondern sie in den Griff bekommst, darauf gehe ich in meinem Buch näher ein.
1 Kommentar
Wie werde ich glücklich? - Bella van Hooge · Februar 4, 2024 um 3:26 pm
[…] können es uns nicht oft genug sagen: 40% unseres Glücks liegen komplett in unserem Einflussbereich. Sowohl unser Verhalten als auch unsere Denkweise können wir ändern, auch wenn uns unsere […]
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